Dienstag, 8. September 2015

Ehemalige Rote Khmer-Anführer froh, dass sie nicht in kambodschanisches Seniorenheim müssen


Neue Serie: Artikel, die vielleicht mal lustig gewesen wären, hätte sie jemand veröffentlicht, als sie noch aktuell waren (Teil 1)

Rote Khmer (Abbildung ähnlich)

Phnom Penh – Unter der Führung des Diktators Pol Pot errichteten die Roten Khmer in Kambodscha eine Schreckensherrschaft. Vertreibung, Unterdrückung, Massenmord waren von 1975 – 1979 an der Tagesordnung. Mitverantwortlich für die vielen Verbrechen, an denen nicht zuletzt zehntausende alte und kranke Menschen starben: der heute 88-jährige Nuon Chea (ehem. Propagandachef) sowie der 83-jährige Khieu Samphan (83, ehemaliger Staatschef). Beide wurden gestern in der kambodschanischen Hauptstadt von einemVölkermordtribunal zu lebenslanger Haft verurteilt.
Der im Rollstuhl sitzende Nuon Chea wirkte bei der Urteilsverkündung sehr erleichtert, dem sehr geschwächt wirkenden Khieu Samphan gelang zum ersten Mal seit Monaten wieder ein kleines Lächeln. Die Verteidigung gab im Anschluss an die Urteilsverkündung eine Erklärung an die Presse ab: „Die Zustände in hiesigen Altenheimen sind erschreckend. Es gibt viel zu wenig Personal, die Einrichtungen sind marode, die medizinische Versorgung ist mangelhaft und das Essen ist ungenießbar.“ In Folge dessen sei es der sehnlichste Wunsch der beiden Angeklagten gewesen, ihren Ruhestand nun im Gefängnis genießen zu können. „Nicht zuletzt sind meine Mandanten dort geschützt vor rachsüchtigen Übergriffen der Bevölkerung.“ Auf die Frage der deutschen Presse, ob die Angeklagten erwägen, in Revision zu gehen, antwortete der Anwalt: „Um Himmels Willen, nein – in Deutschland mag das nicht vorstellbar sein, aber hier ist es leider denkbar, dass jemand meine Mandanten noch freikauft.“

Text: adg

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