Euro-Bond (Abbildung ähnlich)
Lange haben die Fans auf den neuen James Bond gewartet, der
in dieser Woche Weltpremiere feierte. Das Warten hat sich gelohnt, es werden
wieder einige Überraschungen bereit gehalten – die vielleicht nicht jedem
Bond-Fan gefallen dürften.
Handlung
James Bond erhält den Auftrag, Informationen über die
Organisation „Frontex“ zu sammeln. Informanten haben den Verdacht aufkommen
lassen, dass Frontex für Tod und Verschwinden zahlreicher Menschen
verantwortlich sei. Besonders Aktivitäten im Mittelmeerraum würden häufig mit
Frontex in Verbindung gebracht.
Seine Recherchen führen Bond zunächst auf die
Mittelmeerinseln Lesbos und Lampedusa. Wer nun erwartet, dass der smarte
Geheimagent sich hier wie gewohnt von Badenixen in knappen Bikinis um den
Finger wickeln lässt, dürfte enttäuscht werden. Die Zustände, die er dort
vorfindet, lassen selbst den vor Testosteron strotzenden Supermacho nicht an
körperliche Liebe Denken.
Bond findet heraus, dass Frontex-Konzernzentrale in Warschau
sitzt und gelangt von dort nach Brüssel. Es stellt sich heraus, dass hinter
Frontex ein Konsortium vieler Europäischer Staaten steckt – die Verwicklungen
gehen bis in höchste Regierungskreise. Der Agent gerät in den Besitz
zahlreicher Dokumente, die das Motiv für Frontex offenbaren: Konzerne und ganze
Industriezweige mit Sitz in den betreffenden Ländern schlagen durch
Waffenexporte und Zweigstellen in Entwicklungsländern Profit. Dabei nehmen sie
Kriege in instabilen Regionen und Ausbeutung der dortigen Bevölkerung und
Umwelt in Kauf. Frontex soll die daraus entstehenden Flüchtlingswellen von den
Industrieländern fern halten.
Kritik
Final Frontex bringt einige Neuerungen im Bond-Kosmos. Hatte
man in den bisherigen Streifen immer den einen Super-Bösewicht, trifft Bond in
seinem neuen Abenteuer auf ein großes Netzwerk an Tätern und Drahtziehen, die
jedoch alle kaum greifbar bleiben. Immerhin – auch hier finden sich
traditionell Deutsche unter den Schurken.
Ebenso ungewohnt dürfte das offene Ende sein. Der Plot
verzichtet auf ein furioses Ende mit Schießereien und Explosionen – mangels
Erzschurkens, den man so zur Strecke bringen könnte. Bond quittiert seinen
Dienst und strebt mit einer Reihe von Nebenklägern ein Verfahren vor dem
Internationalen Gerichtshof an. Schnell merkt Bond jedoch, wie ungefährlich
seine neuen Waffen im Vergleich zu seiner Kanone sind – das Verfahren scheitert
noch vor dem Beginn. Ob tatsächlich zum ersten Mal ein Bond-Auftrag ungelöst
bleibt, möchten wir noch nicht verraten. Dem Publikum empfehlen wir aber, sich
mit dem Gedanken auseinander zu setzen.
Ungewöhnliches "Bond-Girl" - Politik statt Erotik
Darsteller
Daniel Craig als James Bond bestätigt seine Leistungen aus
den vorangegangenen Filmen. Die Wandlung vom taffen, knallharten,
unerschütterlichen Supermacho zum verzweifelten Menschenrechtler, die Erfahrung
der absoluten Hilflosigkeit sind fantastisch inszeniert.
Die übrigen Darsteller enttäuschen zu großen Teilen. Nahezu
jeder der vermeintlichen Drahtzieher wirkt vor der Kamera höchst unglaubwürdig.
Die Charaktere sind natürlich aus so angelegt, dass Widersprüche und logische
Fehler inhärent sind – insofern wirkt die schmierenkomödiantische Darstellung
gleichzeitig sehr passend. Ob es sich an dieser Stelle um unzureichendes
Casting oder eine Meisterleistung des Regisseurs handelt, kann nicht final
geklärt werden.
Bewertung
"James Bond - Final Frontex" ist ein ungewöhnlicher Bond, der mit vielen Traditionen der Agentenreihe bricht. Er wird das Publikum häufig unbefriedigt zurück lassen. Damit setzt er ganz neue Akzente für das gesamte Genre. Die politischen Hintergründe sind komplex und verflochten, vielleicht zu viel für viele Zuschauer. Zudem sind einige grausame Szenen aus den Flüchtlingslagern dabei, die nichts für empfindsame Gemüter sind. Wenn Sie das nicht abschreckt: unbedingt sehen!
Text: adg
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