Dienstag, 23. Februar 2016

Filmkritik: Der geilste Bundestag



 
Wie üblich: gelöste Stimmung auf dem CSU-Parteitag

Endlich ein deutsches Politdrama. Multitalent Florian David Fitz wagt sich erneut an die Doppelrolle als Regisseur und Darsteller. Das Thema ist ein brandaktuelles.

Handlung
Eigentlich haben Christian Lindner (Matthias Schweighöfer) und Sigmar Gabriel (Florian David Fitz) nicht viele Gemeinsamkeiten. Na gut, außer vielleicht die Begeisterung für TTIP. Aber sonst… Doch eines verbindet die ungleichen Brüder: Ihre Partei ist todkrank und hat nicht mehr lange zu leben. Während Lindners FDP sogar schon einmal für klinisch tot erklärt wurde, baut der Zustand von Gabriels SPD nach und nach konstant ab.
Beide wissen: das Ende ist nahe. Doch anstatt trübselig ihre Zeit im Bundestag abzusitzen, verbünden sich die beiden und beginnen einen ultimativen Roadtrip durch die Republik. Sie plündern die deutsche Rentenkasse und kaufen sich davon ein Traumauto (VW Phaeton).
Auf einer Landkarte wählen sie mit verbunden Augen das exotische Reiseziel aus: Wildbad Kreuth in Bayern, wo sie mitten in die CSU-Klausurtagung geraten.
Auf dem Trip lernen Lindner und Gabriel viel über sich und ihre Parteien. Nicht zuletzt, weil sie mit einer normalen Bürgerin sprechen, die erklärt, warum man keine von beiden so richtig ernst nehmen kann.
Eine überraschende Wendung nimmt der Film, als Horst Seehofer die beiden Störenfriede gefangen nimmt. Während er Lindner durch einen operativen Eingriff gefügig macht und ihn vorsorglich als potentiellen Koalitionspartner bei sich lässt, verpasst er Gabriel abgegriffene Klamotten, einen langen Bart, einen syrischen Pass und schickt ihn damit nach Sachsen.

Darsteller
Schweighöfer und Fitz, der auch Regie führt, wirken überzeugend in ihren Rollen. Beeindruckend ist, welche Leichtigkeit Fitz der Rolle des Sigmar Gabriel verleiht. Alexandra Maria Lara verleiht der Heimleiterin Angela Merkel den Sex Appeal, den diese Rolle verdient.
Ein Gaststar wurde bislang in Internetforen geheim gehalten, doch nun ist es raus: seinen nächsten Oscar als bester Nebendarsteller kann Christoph Waltz wohl schon mal fest einplanen für seine einfühlsame Verkörperung von CSU-Chef Horst Seehofer, die nahtlos an Waltz‘ letzte Filme anknüpft.

Kritik
Einfühlsame und humorvolle Tragikomödie. Dennoch auch voll von den üblichen Klischees. Obwohl das Sterbethema kein ganz neues ist (Knocking on heavens door, Das Beste kommt zum Schluss), wird erstmals ein neuer Aspekt aufgegriffen: der Tod einer Partei. Einige Lacher im Film, auch tragische Momente. Am Ende mündet alles in einem Action-Spektakel, was ein wenig überraschend ist, aber den Film dann doch sehenswert.

Bewertung
Etwas für Schweighöfer- und Roadmovie-Fans oder für SPD-Wähler. Ein Kassenerfolg wird der Streifen wohl eher nicht.

Text: adg

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