Sonntag, 18. Dezember 2016

Damit besser gezielt wird – Fliegenaufkleber auf militärischen Einrichtungen soll Kollateralschäden minimieren



Sollte nicht daneben gehen (Symbolbild)


Washington – Krankenhäuser, Kindergärten, Hochzeitsfeiern: häufig werden sie in Kriegen fälschlicherweise Ziel von Bomben und Raketen. Trotz des Einsatzes sogenannter „intelligenter“ Waffensysteme, kommt es regelmäßig zu unschönen Kollateralschäden. Dies möchte die US-Regierung nicht länger hinnehmen. Nachdem freundliche Bitten an die Flugzeug- oder Drohnenpiloten, zukünftig besser zu zielen, nicht gefruchtet haben, greift man nun zu einer aus anderen Kontexten bewährten Maßnahme: ein großer Fliegenaufkleber auf dem Dach von militärisch relevanten Gebäuden soll dafür sorgen, dass weniger daneben geht.

Das Prinzip ist bekannt aus Herrentoiletten rund um die Erde: das kleine Insekt bringt Männer nachweislich dazu, genauer zu zielen, wo Appelle wirkungslos bleiben. Was im Kleinen funktioniert, könnte auch im Großen Wirkung zeigen, so hofft der Stab des scheidenden Präsidenten Obama. Als eine seiner letzten Amtshandlungen möchte der Demokrat eine Spezialeinheit ins Leben rufen, die kurz vor Luftangriffen die entsprechenden Bauwerke mit den entsprechen Bildern markiert – kurz genug, damit die Feinde nicht gewarnt werden, rechtzeitig genug um sich selbst in Sicherheit zu bringen.

Zunächst wurde darüber nachgedacht, anstatt einer Fliege das Portrait des zu stürzenden Diktators oder Terroranführers zu verwenden. Da besonders in Diktaturen die Konterfeis der Herrscher jedoch bereits häufig verwendet werden, um Gebäude zu verzieren, hat man schnell von dem Vorhaben abgesehen. Zudem sei die Fliege für die meisten Piloten der bekannte und gewohnte Reiz. Erste Tests in Simulationen sind vielversprechend, wie ein Sprecher des Pentagon verriet: „Tatsächlich scheinen sich unsere Piloten besser zu konzentrieren. In unserem Simulator gingen bis zu 63% weniger Raketen daneben. Allerdings ist der Effekt vor allem bei männlichen Piloten messbar. Bei Frauen führt die Fliege bislang zu keiner Verbesserung.“ Doch man sei zuversichtlich, dass durch ein entsprechendes Training auch Pilotinnen ihre Trefferquote steigern können.

Die aufgeklebte Fliege bietet Hoffnung, ein lange scheinbar unlösbares Problem in den Griff zu kriegen. Bereits gescheitert war der Versuch, Drohnenpiloten bei der Arbeit überdie Schulter zu sehen, damit sie nicht nachlässig werden. Das Projekt wurde jedoch schnell eingestellt. Viele Drohnenpiloten konnten einfach nicht starten, wenn jemand dabei zusah.

Text: adg; Wunschthema: "Nudging" von: Alte Schachtel

   

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