Mittwoch, 8. Februar 2017

Filmkritik: Two shades of black – Gefährliche Liebe


Angela bei Koalitionsverhandlungen (Abbildung ähnlich)



Während die einen sehnsuchtsvoll auf eine Fortsetzung gehofft haben, verdrehen andere schon beim bloßen Gedanken daran frustriert die Augen: die SM-Beziehung* zwischen CDU und CSU geht weiter. Wer nach dem letzten Teil noch nicht genug vor Schlagabtauschen und öffentlicher Demütigung hat, der darf sich nun also auf eine weitere Episode der eigenwilligen Liebesgeschichte freuen: voraussichtlich Ende Oktober startet „Two shades of black“ im Bundestag (ob Sie für die Regierungsbank oder in der Opposition reservieren, erfahren Sie nach dem 24.September in ihren Luftspielhäusern).


Handlung
Rückblick: Viel musste die junge Kanzlerin Angela in den vergangenen vier Jahren mit ihrem Partner Horst ertragen. Regelmäßig musste sie verbale Prügel einstecken; vereinbarte Umgangsregeln beim Koalitionsakt wurden von Horst ignoriert, wenn er nicht seinen Willen bekam. Als Höhepunkt musste sie sich im Stile eines Schulmädchens in aller Öffentlichkeit von Horst beleidigen und demütigen lassen. Schließlich wurde es zu viel – eine Trennung stand im Raum.

Soweit die Rückschau. Angela und Horst gingen ein wenig auf Abstand. Doch insbesondere der alte Silberrücken hat nun eingesehen, dass er ohne Angela einfach nicht kann – also regieren. Alleine bekommt er keine stabile Regierung hin, seine Rektionsprobleme werden sogar noch schlimmer, wenn er an andere Koalitionspartner denkt. Darum tut er nun alles, um wieder mit Angela auf eine Linie zu kommen. Er schmeichelt, kuscht und macht Zugeständnisse.
Obwohl sich nun jede vernünftige Frau denkt: „Oh Gott, Angie, Mädchen, nimm doch diesen Kerl bloß nicht zurück! Es geht doch nur wieder alles von vorne los!“, kommt es, wie es kommen muss: Angela lässt sich auf das Geschmeichel ein. Beide verabreden sich unverbindlich zu einem romantischen Beratungsgespräch mit anschließender Pressekonferenz. Dort vereinbaren sie neue Umgangsregeln. Obwohl der Funke noch nicht so richtig überspringen will, beschließen sie, es noch einmal miteinander zu versuchen. Doch nach einer Weile der Zusammenarbeit wird Angela bewusst: all ihre Versuche, Horst zu ändern, sind zum Scheitern verurteilt…

Kritik und Darsteller
Dakota Johnson bringt optisch den nötigen Sexappeal mit, um Angela glaubwürdig zu verkörpern. Jedoch können auch viel blanke Haut und ein charmantes Lächeln nicht darüber hinwegtrösten, dass die Figur der Angela insgesamt wie ein Spielball äußerer Mächte wirkt. Eigene Motivation, Ziele, Visionen bleiben den Zuschauern auch in diesem Teil verborgen. Emotionslos erträgt sie sämtliche Foltern, die Horst ihr bereitet. Jamie Dornan hat die Ausstrahlung eines Versandkartons und ist somit wie geschaffen für die Rolle des Horst. Plattitüden, wie „Angela, Mädchen, Du willst doch auch eine Obergrenze“, die sich pausenlos wiederholen, hanebüchene Erklärungsversuche für jede neue Spinnerei des Machos – all das sorgt dafür, dass auch diese Figur eher anstrengt. Darstellerische Lichtblicke bieten Kim Basinger als „Peitschen-Uschi“, die ebenso versucht, Horst um den Finger zu wickeln, wie es auch die äußerst heiße Bella Heathcoat tut, die vielleicht etwas zu attraktiv für die Rolle der Marine Le Pen ist.
Unklar bleibt, warum Angela das alles mit sich machen lässt. Man kann vermuten, dass sie sich deswegen wieder stärker mit Horst verbunden fühlt, da um sie herum immer mehr noch miesere Machos auftauchen (Recep, Donald, Wladimir). Ebenso braucht sie Horst als starken Beschützer vor dem rechten Rand. Dennoch: wahre Romantik und Erotik wollen nicht aufkommen.
 
Bewertung
Man kann nicht behaupten, dass der Streifen eine gute Wahl sei. Doch bevor man sich auf die hirnlose Zombie-Apokalypse einlässt, die die selbsternannte Alternative darstellten möchte, scheint es noch eine der besseren Optionen zu sein. Da im Frühherbst kein Film so richtig überzeugend scheint, aber jeder verantwortungsvolle Cineast dennoch sein Kinoticket lösen sollte, bleibt es also persönliche Geschmackssache, ob Sie sich für das SM*-Abenteuer entscheiden, für den Sandalenfilm „Martinus - Der Messias kehrt zurück“, den alternativen Öko-Streifen „Fleischfrei war gestern – was jetzt?“, die DDR-Komödie „Weg mit der Mauer, die Millionäre zahlen!“, den Freiheitsfilm „Wir sind wieder da!“ oder einen kleinen Arthausfilm im Programmkino entscheiden. Hauptsache ist: Finger weg von den hirnfressenden Zombies!

*SM = Seehofer-Merkel - eine kranke Spielart politischer Zusammenarbeit

Text: adg 

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