Angela bei Koalitionsverhandlungen (Abbildung ähnlich) |
Während die
einen sehnsuchtsvoll auf eine Fortsetzung gehofft haben, verdrehen andere schon
beim bloßen Gedanken daran frustriert die Augen: die SM-Beziehung* zwischen CDU
und CSU geht weiter. Wer nach dem letzten Teil noch nicht genug vor
Schlagabtauschen und öffentlicher Demütigung hat, der darf sich nun also auf
eine weitere Episode der eigenwilligen Liebesgeschichte freuen: voraussichtlich
Ende Oktober startet „Two shades of black“ im Bundestag (ob Sie für die Regierungsbank
oder in der Opposition reservieren, erfahren Sie nach dem 24.September in ihren
Luftspielhäusern).
Handlung
Rückblick: Viel
musste die junge Kanzlerin Angela in den vergangenen vier Jahren mit ihrem
Partner Horst ertragen. Regelmäßig musste sie verbale Prügel einstecken; vereinbarte Umgangsregeln beim Koalitionsakt wurden von Horst ignoriert, wenn er
nicht seinen Willen bekam. Als Höhepunkt musste sie sich im Stile eines
Schulmädchens in aller Öffentlichkeit von Horst beleidigen und demütigen
lassen. Schließlich wurde es zu viel – eine Trennung stand im Raum.
Soweit die
Rückschau. Angela und Horst gingen ein wenig auf Abstand. Doch insbesondere der
alte Silberrücken hat nun eingesehen, dass er ohne Angela einfach nicht kann –
also regieren. Alleine bekommt er keine stabile Regierung hin, seine Rektionsprobleme
werden sogar noch schlimmer, wenn er an andere Koalitionspartner denkt. Darum
tut er nun alles, um wieder mit Angela auf eine Linie zu kommen. Er
schmeichelt, kuscht und macht Zugeständnisse.
Obwohl sich
nun jede vernünftige Frau denkt: „Oh Gott, Angie, Mädchen, nimm doch diesen
Kerl bloß nicht zurück! Es geht doch nur wieder alles von vorne los!“, kommt
es, wie es kommen muss: Angela lässt sich auf das Geschmeichel ein. Beide
verabreden sich unverbindlich zu einem romantischen Beratungsgespräch mit
anschließender Pressekonferenz. Dort vereinbaren sie neue Umgangsregeln. Obwohl
der Funke noch nicht so richtig überspringen will, beschließen sie, es noch einmal
miteinander zu versuchen. Doch nach einer Weile der Zusammenarbeit wird Angela
bewusst: all ihre Versuche, Horst zu ändern, sind zum Scheitern verurteilt…
Kritik und Darsteller
Dakota
Johnson bringt optisch den nötigen Sexappeal mit, um Angela glaubwürdig zu
verkörpern. Jedoch können auch viel blanke Haut und ein charmantes Lächeln
nicht darüber hinwegtrösten, dass die Figur der Angela insgesamt wie ein
Spielball äußerer Mächte wirkt. Eigene Motivation, Ziele, Visionen bleiben den
Zuschauern auch in diesem Teil verborgen. Emotionslos erträgt sie sämtliche
Foltern, die Horst ihr bereitet. Jamie Dornan hat die Ausstrahlung eines
Versandkartons und ist somit wie geschaffen für die Rolle des Horst.
Plattitüden, wie „Angela, Mädchen, Du willst doch auch eine Obergrenze“, die
sich pausenlos wiederholen, hanebüchene Erklärungsversuche für jede neue
Spinnerei des Machos – all das sorgt dafür, dass auch diese Figur eher anstrengt.
Darstellerische Lichtblicke bieten Kim Basinger als „Peitschen-Uschi“, die
ebenso versucht, Horst um den Finger zu wickeln, wie es auch die äußerst heiße
Bella Heathcoat tut, die vielleicht etwas zu attraktiv für die Rolle der Marine
Le Pen ist.
Unklar bleibt,
warum Angela das alles mit sich machen lässt. Man kann vermuten, dass sie sich
deswegen wieder stärker mit Horst verbunden fühlt, da um sie herum immer mehr
noch miesere Machos auftauchen (Recep, Donald, Wladimir). Ebenso braucht sie
Horst als starken Beschützer vor dem rechten Rand. Dennoch: wahre Romantik und
Erotik wollen nicht aufkommen.
Bewertung
Man kann
nicht behaupten, dass der Streifen eine gute Wahl sei. Doch bevor man sich auf
die hirnlose Zombie-Apokalypse einlässt, die die selbsternannte Alternative darstellten
möchte, scheint es noch eine der besseren Optionen zu sein. Da im Frühherbst
kein Film so richtig überzeugend scheint, aber jeder verantwortungsvolle
Cineast dennoch sein Kinoticket lösen sollte, bleibt es also persönliche
Geschmackssache, ob Sie sich für das SM*-Abenteuer entscheiden, für den
Sandalenfilm „Martinus - Der Messias kehrt zurück“, den alternativen Öko-Streifen
„Fleischfrei war gestern – was jetzt?“, die DDR-Komödie „Weg mit der Mauer, die
Millionäre zahlen!“, den Freiheitsfilm „Wir sind wieder da!“ oder einen kleinen
Arthausfilm im Programmkino entscheiden. Hauptsache ist: Finger weg von den hirnfressenden
Zombies!
*SM = Seehofer-Merkel - eine kranke Spielart politischer Zusammenarbeit
Text: adg
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